Walter Ophey
1882 Eupen – Düsseldorf 1930
Komet, 1910
95 x 94,5 cm, Öl auf Leinwand, signiert und datiert
Leihgabe Privatsammlung
Das Bild Komet hält ein historisches Ereignis des Jahres 1910 fest: „Um 4 Uhr 24 am 20. Mai 1910 wird die Erde den Schweif des Kometen durchqueren. Er ist durch die Störungsaktionen von Jupiter und Saturn von seiner Bahn abgelenkt worden“, verkündete im selben Jahr der Heidelberger Astronom Max Wolf.
Es handelt sich hierbei um den „Halleyschen Kometen“ der alle 76 Jahre in die Nähe der Erde kommt und somit für uns sichtbar wird; zum letzten Mal 1986, das nächste Mal voraussichtlich 2061. Laut der Forschung besucht uns der Komet bereits seit 240 v. Chr. In der Antike und bis zum Mittelalter hielt man diese Himmelserscheinung für einen Schicksalsboten oder ein Zeichen der Götter.
1910 löste die astronomische Verkündung – wie sonst auch – große Aufregung aus. Sie wurde zum Massenspektakel: Sternwarten auf der ganzen Welt rüsteten auf, indem sie neues Equipment entwickelten, um „Halley“ beobachten zu können. Die Menschen zum Beispiel in Madrid pilgerten zu den höchstgelegenen Plätzen der Stadt, in Rom blieben Cafés und Restaurants rund um die Uhr geöffnet, in Paris wurden Kometensoupers angekündigt.
Die älteste Darstellung des Kometen geht bis ins Frühmittelalter zurück: Um 1070 entstand der ca. 70 Meter lange „Teppich von Bayeaux“, der den 1066 wieder erschienenen Kometen als gutes Omen für „Wilhelm den Eroberer“ darstellt. Heute zählt der Teppich zum Weltdokumentenerbe. 1304-06 verewigt den Kometen der Italiener Giotto di Bondone erneut, allerdings dieses Mal als den „Stern von Bethlehem“ in einem Fresco in der Scrovegni-Kapelle in Padua, nachdem er selbst den Himmelskörper 1301 gesehen hatte.
Ophey hingegen stellt nur den Kometen an sich dar. In einer postimpressionistischen Malweise hält er den Erdbesucher in einer weiten Landschaft fest, die, je länger man sich Zeit für die Betrachtung nimmt, umso mehr in ihren Bann zieht und verzaubert.
Komet wurde ausgestellt in der Weltausstellung (Exposition Universelle et Internationale de Bruxelles), Pavillon des Deutschen Reiches, Brüssel 1910. Das Bild ist im Werkverzeichnis (S. Kraus. Stuttgart, 1993.) unter der Nummer G 255 aufgeführt.