Christian Sell
1831 Altona – 1883 Düsseldorf
Preußische Infanterie 1870/71, 1881
20,5 x 26,5 cm, Öl auf Holz, signiert
Christian Sell ist neben Emil Hünten und Wilhelm Camphausen der bedeutendste Vertreter der Düsseldorfer Historienmalerei mit Schwerpunkt auf Soldaten- und Schlachtenszenen, die im neugegründeten Deutschen Reich naturgemäß auf große Nachfrage stießen.
Zwischen 1851-56 hatte Sell auf der Düsseldorfer Kunstakademie bei Hildebrandt und Schadow studiert, wo die Voraussetzungen für seine später oft bewunderte Maltechnik geschaffen wurden. Sells Gesamtwerk gliedert sich in zwei Abschnitte: Vor dem Deutschfranzösischen Krieg 1870/71 malte er folkloristische und geschichtliche Themen, häufig Landsknechtsszenen aus der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Nach der Reichsgründung 1871 widmete er sich ganz dem Jahrhundertereignis des deutschen Sieges über Frankreich, der nicht nur in der Geschichtsschreibung grundlegend aufgearbeitet wurde, sondern natürlich auch in der bildenden Kunst ein entsprechendes Echo fand. Christian Sell war ein äußerst exakter Beobachter. Die Zuverläßigkeit und Glaubwürdigkeit seiner Darstellungen hatten dokumentarischen Charakter, da er als Augenzeuge an einigen wichtigen Orten des Deutschfranzösischen Krieges persönlich zugegen war. Am Motiv der Preußische Infanterie 1870/71 wird ihn weniger der Zusammenhang mit einer Kampfhandlung interessiert haben als die malerischen Uniformen der Soldaten. Rot, Blau und Gold gehen eine gezielt eingesetzte Farbharmonie ein, die sich aus dem tristen Grau des Bodens und dem Grün der kargen Vegetation angenehm abhebt. Zwischen 1870-83 befindet sich Christian Sell mit immer kleiner werdenden Formaten auf dem Höhepunkt seiner Künstlerkarriere, die nach seinem Tod von seinem Sohn Christian Sell d. Jüngere (1854-1925) mit gleichen Motiven in deutlich geringerer Qualität fortgeführt wird.